Präexistenz Jesu Christi

Präexistenz Jesu Christi
   ist ein etwas mißverständlicher Begriff der Dogmatik, der nahelegen könnte, daß Jesus Christus schon ”vor“ (”prae“) dem Beginn seiner irdischen Existenz existierte. Gemeint ist, daß dasWort in Gott, in dem Gott sich von Ewigkeit her erkennt u. ”aussagbar“ ist, nicht erst mit dem zeitlichen Beginn der Person Jesus Christus, der Inkarnation, entsteht, sondern ”immer schon“ im voraus zu diesem Ereignis existiert. Die Voraussetzungen für dieses Denken waren im Judentum mit der Weisheit gegeben, die bei Gott existierte, ”hypostasiert“ gedacht wurde (Hypostase) u. in Zusammenhang mit der Schöpfungstätigkeit gebracht wurde (Spr 8, 22–36; Weish 9; Sir 24, 1 22). Bei Philon († um 50 n.Chr.) war es aus jüdischer Sicht möglich, von Gott als Vater, der Weisheit als Mutter oder Tochter u. dem Logos als dem Sohn Gottes zu reden. Im frühjüdischen Schrifttum wird auch der endzeitlich wichtigen Figur des Menschensohns Präexistenz bei Gott zugeschrieben. So mußten die Aussagen des NT über die P. J. Ch. nicht absolut befremdlich wirken. In Betracht kommen die in der Logienquelle greifbare Weisheit-Christologie (Lk 7, 31–35; 11, 49 ff.; 1, 34 f. par.), einige Menschensohn-Aussagen, die ”Hymnen“ (Phil 2, 6–11; Kol 1, 15–20; Joh 1, 1–18; Hebr 1, 3; 1 Tim , 16) sowie die ”Sendungsformeln“ (Gal 4, 4 f. u. ö.). Die Exegese sieht durch den Zusammenhang mit dem Tod Jesu (Phil u. Kol) eine eher eschatologische Prägung, in den Hymnen dagegen die Absicht, Jesus Christus schöpfungstheol. Mittlerschaft zuzuschreiben. In der johanneischen Verbindung mit der Erhöhung Jesu Christi wird deutlich, daß es sich um eine geschichtstheol. Konzeption handelt, die den im Glauben Bedrängten die Zuversicht vermitteln soll, daß Anfang, Geschichte u. Ende unter der Herrschaft Gottes stehen. Die systematische Theologie muß darauf aufmerksam machen, daß mit der P. J. Ch. keinesfalls eine vor-irdische Existenz des Menschen Jesus oder seiner menschlichen Seele gemeint ist. Sie bezieht sich vielmehr auf die ”Hypostase“ des göttlichen Logos, ohne daß sie Ansatzpunkte dafür böte, von einer ”Personenkommunität“ in Gott zu sprechen (Trinität, Sohn Gottes ). Die Trinitätstheologie u. Präexistenz-Christologie der Kirchenväter betonen die Kenosis u. Sendung des ”Sohnes“ im ”heilsökonomischen“ Sinn, ohne sich auf Spekulationen über innergöttliche Subjekte einzulassen.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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